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Campus HafenCity: »Ausreichend Schulplätze schaffen!«

Lohsepark. Eltern, deren Kinder auf den Campus HafenCity, die weiterführende Schule im Quartier, gehen sollen, sind irritiert. Eine Umfrage an der Katharinenschule bestätigt Elternwünsche

Behördenneubau statt Campus HafenCity?“, fragt die Quartiersinitia-tive Schulcampus Lohsepark besorgt in ihrem jüngsten Eintrag. Was war passiert? „Es ist nur eine kurze NDR-Meldung, aber sie sorgt bei den Eltern in der HafenCity für ziemlich großen Ärger“, so die Initiative. „Der Finanzsenator möchte die nördliche Brache am Lohsepark an die Hamburg Port Authority (HPA) verkaufen, damit diese sich dort eine neue Firmenzentrale hinsetzen kann. Die Kaufverhandlungen um das Grundstück BF 74-76, auf das mal Gruner + Jahr ziehen sollte, sind nach Aussage der Wirtschaftsbehörde in vollem Gange.“ Für die HafenCity Zeitung Anlass genug, bei einem Vater, Philipp Balkenhol, mal die Elternsicht zum Thema Schule zu erfragen.
Foto oben: Weiterführende Schule „Campus HafenCity“ im Lohsepark; Vater Philipp Balkenhol: „Wer einen neuen Stadtteil plant, der für junge Familien attraktiv sein soll, hat die Verpflichtung, für die entsprechende Infrastruktur zu sorgen. Man muss ausreichend Schulplätze schaffen und für kurze Wege im Quartier sorgen!“ © Wolfgang Timpe

Philipp Balkenhol, 42, leitet das Ressourcenmanagement bei der Territory GmbH, einer Tochtergesellschaft von Gruner + Jahr. Er ist verheiratet mit Stephanie Balkenhol, ihre drei Kinder besuchen die Katharinenschule in der HafenCity und die Kita St. Katharinen. Die Familie lebt seit drei Jahren in der Baakenallee in der HafenCity. © Marzena Skubatz
Philipp Balkenhol, 42, leitet das Ressourcenmanagement bei der Territory GmbH, einer Tochtergesellschaft von Gruner + Jahr. Er ist verheiratet mit Stephanie Balkenhol, ihre drei Kinder besuchen die Katharinenschule in der HafenCity und die Kita St. Katharinen. Die Familie lebt seit drei Jahren in der Baakenallee in der HafenCity. © Marzena Skubatz

Herr Balkenhol, Sie haben an der Katharinenschule in der HafenCity mit einer Umfrage herausfinden wollen, wie viele Eltern ihre Kinder voraussichtlich in die weiterführende Schule Campus HafenCity schicken wollen. Was kam dabei heraus? Es haben 191 Eltern bei der Umfrage mitgemacht – Stand 22. November. Daran sieht man, dass das Thema weiterführende Schule in der HafenCity einen großen Anklang findet. Die meisten Eltern kommen aus der direkten Nachbarschaft, und ihre Kinder gehen in die Grundschule Katharinen.

Der Campus HafenCity bietet derzeit pro Jahrgang eine Gymnasialklasse und eine Stadtteilschulklasse an. Reicht das aus? In den aktuell drei vierten Klassen des Campus HafenCity im Lohseparkt gibt es insgesamt circa 70 Kinder. Wenn ich nur nach den Ergebnissen der Umfrage gehe, sollen davon etwa 80 Prozent auf dem gymnasialen Zweig des Campus HafenCity angemeldet werden. Da sind dann noch nicht die Kinder aus der Neustadt, aus dem Portugiesenviertel, aus Rothenburgsort oder von der Veddel mitgezählt, die aktuell auf andere Grundschulen gehen. Zwei Gymnasialklassen sind für einen wachsenden Stadtteil wie die HafenCity deutlich zu wenig. 

Wie viel Prozent der befragten Eltern wollen ihre Kinder denn auf die Campusschule schicken? Für fast alle Eltern, 98 Prozent, ist der Campus HafenCity als weiterführende Schule erste Wahl. 

Kennt die Schulbehörde die Umfrage, und wenn ja, wie hat sie reagiert? Die Initiative Schulcampus Lohsepark / Campus HafenCity hat in ihrem Newsletter vom 21. November auf die Umfrage hingewiesen. Es sind viele Menschen aus Schulbehörde und HafenCity Hamburg GmbH sowie viele Politiker:innen der Bezirksversammlung Mitte und der Bürgerschaft auf der Mailingliste der Schulcampusinitiative. Auch in dem Newsletter des Netzwerks HafenCity e. V. wurde berichtet, sodass jeder Interessierte informiert sein kann. Doch von einer Reaktion der Schulbehörde habe ich noch nichts gehört. Auch auf Fragen vom Netzwerk HafenCity gab es bislang keine Antworten. Es gibt also erheblichen Kommunikationsbedarf. Ich biete der Behörde an, mit ihr die Umfrage der Katharinenschule zu erörtern. 

Der mal geplante temporäre Umzug der weiterführenden Schule in die Grundschule Baakenhafen ist auch wegen der hohen Zahl der Grundschulkinder nicht möglich. Deshalb soll der Campus HafenCity bis 2024 auf dem heutigen Grundstück bleiben. Danach soll dann ab 2025 mit dem Neubau gestartet werden. Wie soll es bis dahin weitergehen? Die weiterführende Schule wird erst mal auf dem Gelände am Lohsepark bleiben und die Räume der Grundschule nutzen. Ein weiteres Jahr wäre also erst einmal gesichert. Alles, was danach kommt, ist leider komplett ungewiss. 

Die Elternräte des Campus HafenCity und der Grundschule Baakenhafen engagieren sich dafür, dass die Schulcontainer auf die nördliche Brache am Lohsepark umziehen. Wie sehen Sie das? Das wäre einfach ein logischer Schritt. Die Fläche ist in der Nähe, für das Grundstück gibt es keinen öffentlich bekannten, aktuellen Nutzungsplan, und die Fläche gehört der Stadt Hamburg. Außerdem wäre der Umzug schnell und unkompliziert umzusetzen. Und für die Kinder wäre es ein zumutbarer neuer Schulweg, und in den Pausen könnten sie den Lohsepark nutzen. 

Es wird in den Medien berichtet, dass die Stadt die Gruner+Jahr-Brache jedoch offenbar an die Hamburg Port Authority vergeben möchte, die dort neue Büros errichten lassen will. Sind Sie als Eltern darüber von den Behörden informiert worden? Ich habe es nur vom NDR und von der Initiative Schulcampus Lohsepark erfahren.

Aus gutem Grund ist für den Campus HafenCity ein Grundstück in der Mitte des Quartiers vorgesehen. Im Westen gibt es keine freien Grundstücke für die Schulcontainer, die östliche HafenCity ist hingegen so weit entfernt, dass Kinder aus dem Westen wenig Chancen haben könnten, einen Platz im Campus HafenCity zu bekommen. Was sagen Sie dazu? Ich bin der Meinung, dass eine weiterführende Schule für die HafenCity auch mitten im Stadtteil angesiedelt sein sollte. Nur so können alle Kinder, die hier wohnen, auch die Chance bekommen, diese Schule zu besuchen. Schule ist der soziale Dreh- und Angelpunkt für die Kinder, und der sollte unbedingt im Quartier liegen. Viele Eltern sorgen sich schon jetzt, dass sie keinen Platz für ihre Kinder auf der Schule bekommen, da der Schulweg „zu weit“ ist und sie so keine Chance auf einen Schulplatz bekommen. Schon mehr als ein Kilometer ist hier dann oftmals zu weit. 

Wie ist Ihre Stimmungslage? Ganz klar: Wer einen neuen Stadtteil plant, der für junge Familien attraktiv sein soll, hat die Verpflichtung, für die entsprechende Infrastruktur zu sorgen. Man muss ausreichend Schulplätze schaffen und für kurze Wege im Quartier sorgen!
Die Fragen stellte Wolfgang Timpe

www.campushafencity.de

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