Geht das Thema Tempo 30 in der HafenCity voran? Nein. Werden Überseeallee und Magdeburger Brücke nach dem tödlichen Fahrradunfall der jungen Mutter Ende Januar für Radfahrer verbessert? Nein. Gehen die Debatten zum Rückbau vierspuriger Innenstadtautobahnen wie Überseeallee/Shanghaiallee voran? Nein. Warum wird die offizielle Verkehrsführung Baakenallee jüngst als Einbahnstraße OHNE Radfahrerspur verkündet? Das wissen nur die Verantwortlichen – doch sie kommunizieren nicht – weder mit den Anliegern und schon überhaupt nicht vorher! Deshalb kommt jetzt im Juni ein Runder Tisch der AG Verkehr im Netzwerk HafenCity – die Leitung unseres Polizeikommissariats 14 wird sich beteiligen. Die Behörden und die HafenCity Hamburg GmbH auch?
Das Thema Verkehr in der HafenCity hat, auch aufgrund der tödlichen Unfälle in diesem Jahr, sichtlich an Bedeutung gewonnen. Am 24. Mai führt die HafenCity Hamburg GmbH eine Informationsveranstaltung speziell zum Verkehr durch und am 30. Mai widmet sich das HafenCity Forum diesem Thema. Auch beim Frühjahrs-Grillnachmittag des Netzwerks HafenCity e.V., am Mittwoch, 10. Mai, standen Verkehrsprobleme im Mittelpunkt der Diskussion. Das Netzwerk hatte dieses Mal Vertreter der Polizei eingeladen: André Counradi, Bürgenaher Beamter für HafenCity West bis Shanghaiallee (Marcelino Marcos für HafenCity Ost ab Shanghaiallee war im Urlaub) ) und Olaf Sobotta, seit 2. Mai neuer Leiter des Polizeikommissariats 14 in der Caffamacherreihe sowie Wolfgang Prätorius, Leiter des Landeskriminalamts 11 (LKA11) waren der Einladung gefolgt und stellten sich geduldig den Kriminalitäts- und Verkehrsfragen der Anwohner:innen.
Foto oben: Hochrangige Gäste zum Gespräch mit den HafenCity-Anwohner:innen und Netzwerk-Mitgliedern zu den Stadtteilthemen Sicherheit und Verkehr beim Frühjahrs-Grillfest des Nachbarschaftsvereins Netzwerk HafenCity e.V: Olaf Sobotta (v.l.n.r.), seit 2. Mai neuer Leiter des Polizeikommissariats 14 in der Caffamacherreihe; Wolfgang Prätorius Leiter des Landeskriminalamts 11 (LKA 11) und der Bürgernahe Beamte André Counradi aus der HafenCity. © Catrin-Anja Eichinger
Es ging dabei auch um Einbrüche und sonstige Kriminalitaet, aber es wurde schnell klar, auch nach den Ausführungen von LKA-11-Leiter Prätorius, dass das nicht das Hauptproblem des Quartiers ist. Was die Nachbarinnen und Nachbarn leidenschaftlich umtreibt sind Verkehrsfragen. Die Einführung von Tempo 30, bessere und sicherere Rad- und Fusswegebeziehungen, der Rückbau der mehrspurigen Strassen, drohender zusätzlicher Verkehr nach der kommenden Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers ab März 2024 waren die Hauptthemen, die angesprochen wurden. Die Vertreter der Polizei hörten zu, erklärten einiges und versprachen, die Anliegen, die sie gehört hatten, in ihrer weiteren Arbeit zu berücksichtigen und an zuständige Stellen weiterzutragen. Allerdings verwiesen sie häufig auf übergeordnete politische Ebenen in der Politik und vor allem in den Behörden, deren Entscheidungen das polizeiliche Handeln nachhaltig bestimmen. So wird zum Beispiel bei der Frage der Verbesserung der Radfahrersituation an der Kreuzung Überseeallee/Osakaallee/Magdeburger Brücke bislang zwischen Verkehrsbehörden, Polizeileitung Hamburg, ermittelnder kriminaltechnischer Abteilung und ermittelnder Staatsanwaltschaft, die alle „wegen des laufenden Verfahrens“ aktuell sich „nicht äußern können“, die gefährliche Situation an der Kreuzung nach dem tödlichen Unfall der Radfahrerin unverändert gefährlich für die Pedalisten. Praktisches einfaches Handeln zum Vorteil der Radfahrer – provisorische Verbreiterung der Fahrradspuren, speziell auf der Magdeburger Brücke – und deutliches Vorziehen der Radfahrer an der Ampel VOR die Autofahrer? Es passiert nichts – seit dreieinhalb Monaten, seit Ende Januar 2023.
Dabei ist die Situation oft paradox: Beim Tempo 30, zum Beispiel, sind alle Akteure dafür, oder zumindest keiner dagegen, aber es passiert ebenso nichts. Bei diesem Thema, wie auch bei vielen anderen, wird die Verantwortung zum Handeln hin- und hergeschoben: zwischen den politischen Vertretern, den Behörden, der HafenCity Hamburg GmbH und der Polizei.
Deshalb wurde von den Anwesenden beim Polizei-Talk beim Frühjahrs-Grillfest des Netzwerks Hafen e.V. von Teilnehmer:innen die Einrichtung eines „RundenTischs“ vorgeschlagen, an dem alle Beteiligten zusammenkommen und, so wäre zu hoffentlich dann mal der gordische Knoten durchzuschlagen. Polizeikommissariatsleiter Olaf Sobotta vom PK 14, dass fachlich Zuständige des PK 14 an einem solchen Runden Tisch – voraussichtlich im Juni – teilnehmen werden.
Das Netzwerk HafenCity e.V., als Nachbarschaftsverein, wird sich dieser Sache nun annehmen und versuchen auch die anderen Beteiligten, zumindest die zuständigen Behörden und die HafenCity Hamburg GmbH, zusammenzubringen. Die Hoffnung ist, dass damit im konstruktiven Miteinander einige der Verkehrsthemen in der HafenCity weiter deutlich vorangetrieben werden können. Denn, wie auch die Diskussion beim Netzwerk-Frühlingsgrillen wieder gezeigt hat: Letztlich wollen alle eine sichere, gesunde, kinder- und bürgerfreundliche Verkehrsführung in der HafenCity und in Hamburg – eingebettet in die Bemühungen der ganzen Stadt für Verkehrswende und Klimaschutz. Wolfgang Weisbrod-Weber