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Musikfest: Was bedeutet Freiheit für die Gesellschaft?

Festival. Das Musikfest Hamburg vom 26. April bis 2. Juni 2024 präsentiert herausfordernde Musik und hochkarätige Topstars unter dem Motto „Krieg und Frieden“

Urknall für das neue architektonisch-musische Wahrzeichen Hamburgs: Die Außenillumination zum „Grand Opening“ der Elbphilharmonie am 11. Januar 2017. Inzwischen haben in den vergangenen fünf Jahren 2,7 Millionen Menschen das Konzerthaus besucht, das in diesem Zeitraum rund 2.500 Veranstaltungen erlebt hat. © Ralph Laumann | Elbphilharmonie
© Ralph Laumann | Elbphilharmonie

Krieg und Frieden“, unter diesem Motto steht das Internationale Musikfest Hamburg vom 26. April bis 2. Juni 2024 in der Elbphilharmonie. Krieg und Kunst in diesen Ukraine- und Israel-bewegten Zeiten? „Gerade in diesen Krisenzeiten sind Kunst und Kultur genau dafür da“, betonte die Künstlerische Betriebsdirektorin Barbara Lebitsch gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ (Generalintendant Christoph Lieben-Seutter hatte sich kurzfristig als erkrankt von der Programmpräsentation abgemeldet), „wir können hier einen Raum des gemeinsamen Zuhörens bieten.“ Bestens zum Thema passt Arnold Schönbergs „Friede auf Erden“, dem sich der Dirigent Alan Gilbert zusammen mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester zum Auftakt im Großen Saal widmet. Für Kurt Weills „Walt Whitman Songs“, deren Texte Walt Whitman während des amerikanischen Bürgerkriegs schrieb, gesellt sich der US-Bariton Thomas Hampson zu ihnen.
Foto oben: Über dem Himmel der HafenCity. Die Künstlerische Betriebsdirektorin Barbara Lebitsch erläuterte den Medien die dramaturgischen Linien und programmatischen Höhe­punkte des fünfwöchigen Musikfests Hamburg 2024 in der Elbphilharmonie. © Catrin-Anja Eichinger

Vladimir Jurowski und sein just 100 Jahre alt gewordenes Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin haben sich am 4. Mai für Schostakowitschs Achte Sinfonie entschieden: ein Antikriegswerk von 1943, das sich mit den Nöten des Einzelnen in der Diktatur beschäftigt. Auf Beethovens Neunte Sinfonie lassen Alan Gilbert und das NDR Elbphilharmonie Orchester am 3. und 5. Mai Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“ folgen. Nicht minder interessant: die Kooperation des NDR Elbphilharmonie Orchesters mit dem Dirigenten Mikko Franck. Zusammen tauchen sie am 9. Mai in John Adams’ „The Wound-Dresser“ ein. Für dieses Stück hat der Komponist Walt Whitmans gleichnamiges Gedicht vertont. Es handelt von seinen Erfahrungen als Lazaretthelfer während des amerikanischen Bürgerkriegs.

Pressekonferenz in der „Sky Lounge“ der Elbphilharmonie am 21. November: Obwohl es dem Internationalen Musikfest Hamburg 2024 nicht an namhaften Künstler:innen von Daniil Trifonov über Janine Jansen bis zu Lang Lang mangelt, kriegen auch kreative junge Hamburger:innen bei dem Community-Projekt „Imagine Freedom“ eine Chance. Eine Frage, um die dieser Workshop unter der Leitung der Regisseurin Mable Preach kreist, lautet: Was bedeutet Freiheit für die Gesellschaft? Eine Antwort darauf gibt es bei den zwei Konzerten am 1. Juni. © Daniel Dittus

Erwartungsgemäß steht auch Benjamin Brittens „War Requiem“ auf dem Programm, allerdings als kleines Extra nach dem Musikfest. Mit ihm beschließt Teodor Currentzis am 16. Juni seine Ära als Chefdirigent beim SWR Symphonieorchester. Für Cineasten wird am 28. April „The Great Dictator“, Charlie Chaplins Manifest gegen Totalitarismus, gezeigt. Den Soundtrack liefern die Symphoniker Hamburg live. 

Der portugiesische Jazzpia­nist Júlio Resende gedenkt bei seinem Auftritt am 1. Mai der friedlichen Nelkenrevolution, mit der sich Portugal vor 50 Jahren aus den Fesseln eines autokratischen Regimes löste. „Songs of Exile“ nennt sich der Abend des Naghash Ensemble of Armenia am 14. Mai, der an den Völkermord in Armenien 1915 erinnert. Die sieben Künstlerinnen der Dakh Daughters setzen am 15. Mai mit „Ukraine Fire“ ein Zeichen gegen die russische Invasion in der Ukraine.

Die Künstlerinnen der Dakh Daughters setzen am 15. Mai mit „Ukraine Fire“ beim Musikfest Hamburg 2024 ein Zeichen gegen die russische Invasion in der Ukraine. © Oleksandr Kosmach

Die NDR Bigband hat es sich mit „A Flow of Protests and Kindness“ zum Ziel gesetzt, am 19. Mai mit ihrer Musik Wunden zu heilen. Dabei kriegt sie Unterstützung von der iranisch-kanadischen Sängerin Golnar Shahyar und dem syrischen Klarinettisten Kinan Azmeh. Die Free-Jazz-Band Irreversible Entanglements wendet sich am 29. Mai musikalisch gegen die Unterdrückung von Frauen, Diskriminierung von People of Color, Ignoranz der Kolonialverbrechen und weitere Missstände. Am 25. Mai liest Thomas Quasthoff aus Briefen und Tagebüchern aus dem Ersten Weltkrieg. Begleitet wird er vom Amatis Piano Trio, das musikalisch die Stimmung der einzelnen Texte reflektiert.

Ein Schwerpunkt ist der mittlerweile 92-jährigen Sofia Gubaidulina gewidmet, die in der Nähe von Hamburg wohnt. Am 8. Mai interpretiert das hr-Sinfonieorchester mit „Der Zorn Gottes“ das neue Stück der tatarisch-russischen Komponistin. Sofia Gubaidulinas „Sonnengesang“ basiert auf dem Gebet des Franz von Assisi. Das Chorwerk Ruhr erweckt es am 26. Mai zu neuem Leben, den Solopart übernimmt der französische Cellist Jean-Guihen Queyras. Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters nehmen sich am 30. Mai Sofia Gubaidulinas Kammer-Fagottkonzert sowie Werke für Cello-Ensemble vor. Ihr Streichquartett Nr. 4 spielt das Kronos Quartet am 14. Mai bei „Kronos – Five Decades Celebration“.

Obwohl es dem Internationalen Musikfest Hamburg nicht an namhaften Künstler:innen von Daniil Trifonov über Janine Jansen bis zu Lang Lang mangelt, kriegen auch kreative junge Hamburger:innen bei dem Community-Projekt „Imagine Freedom“ eine Chance. Eine Frage, um die dieser Workshop unter der Leitung der Regisseurin Mable Preach kreist, lautet: Was bedeutet Freiheit für die Gesellschaft? Eine Antwort darauf gibt es bei den zwei Konzerten am 1. Juni. Dagmar Leischow

Das Internationale Musikfest Hamburg findet vom 26. April bis 2. Juni 2024 in der Elbphilharmonie statt. Karten und weitere Infos unter:  www.elbphilharmonie.de

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