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Thomas Sampl: »Wir kochen nach saisonaler Verfügbarkeit!«

Herr Sampl, fast alle Gastronomen klagen über die Mehrwertsteuererhöhung von den sieben Corona-Prozent auf nun wieder 19 Prozent. Was meinen Sie dazu? Natürlich sitzen wir da alle im selben Boot, und es werden herausfordernde Zeiten auf uns zukommen. Um mit guter Laune ins neue Jahr zu starten, belassen wir den Steuersatz im Januar und Februar bei sieben Prozent und erhöhen keine Preise. Das Gute an unserem Hobenköök-Konzept war und ist aber nach wie vor, dass unsere Lebensmittel aus regionalem, meist auch Bio-zertifiziertem Anbau schon seit je einen gewissen Preis haben. Zusätzlich kochen wir nach saisonaler Verfügbarkeit und mehrheitlich vegetarisch und können somit den Preis unserer Gerichte meist konstant und in gewisser Weise auch einkommensunabhängig gegenüber unseren Gästen und Besucher:innen gestalten. Daran halten wir nach wie vor fest. 
Foto oben: „Kommt im Januar und Februar bei uns rum, und holt euch die Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe in unserer Gemüseabteilung ab und spart dabei 25 Prozent.“ © Catrin-Anja Eichinger 

Sie machen für Januar und Februar 2024 eine Grüne-Freitag-Kampagne mit 25 Rabatt auf Obst und Gemüse in der Hobenköök-Markthalle. Machen Sie jetzt Gesundheitsminister Karl Lauterbach Konkurrenz? Solange wir beide für mehr Gemüse und Obst aus der Region einstehen, mache ich gerne den Schulterschluss mit Karl Lauterbach. Aus gesundheitlicher Sicht ist unbestritten, dass wir mehr Karotten und Co. essen sollten – gerade im Winter! Wir starten ins neue Jahr nicht mit der Standard-Detox-Saftkur, nicht mit dem Veganuary, sondern wollen ganz breit für mehr Gemüse- und Obstverzehr werben. Also: Kommt im Januar und Februar bei uns rum, und holt euch die Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe in unserer Gemüseabteilung ab und spart dabei 25 Prozent. 

Anzeige, Hobenköök-Markthalle, in: HCZ 01.2024. © Hobenköök

Die sogenannten Fress-Feiertage sind vorüber. Wie beginnt ein Gourmetkoch und Gastromanager wie Sie die ersten Tage im neuen Jahr? Ich starte schon seit Ewigkeiten auf dieselbe Art und Weise ins neue Jahr: mit meinen guten Freunden anstoßen und „Traumschiff“ gucken! Das hat sich als Tradition etabliert. Ansonsten halte ich an meinen guten Vorsätzen im beruflichen und privaten Kontext fest, dazu kommt eine Extraportion Sport und insbesondere: gute Laune. 

Im Frühjahr 2024 eröffnet das neue Überseequartier mit rund 40 Food- und Frischemarkt-Angeboten. Fürchten Sie ungleichen Wettbewerb zwischen Hobenköök und Westfield-Quartier? Da gibt es zwei Perspektiven: Wir von der Hobenköök verabschieden uns eh immer mehr von der Konkurrenz-Denke unter Gastronomien und deren Konzepten und wollen unsere Energie eher darauf richten, zukünftig mehr zusammenzuwachsen und uns im Gesamtangebot dieser tollen Stadt zu ergänzen. Wir wissen um unsere Qualität und die Stärken unseres offenen und visionären Konzeptes und freuen uns über noch mehr lebenswerte Anlaufpunkte in unserer Nachbarschaft. Ich persönlich sorge mich um die Betreiber:innen bestehender Cafés und Restaurants in der Umgebung, denn diese haben bereits ähnliche Angebote und dementsprechend dann eine Riesen-Konkurrenz. Auch bezweifle ich, dass es notwendig ist, derart viel Angebot auf so kleinem Raum zu haben.  

Sie haben die Hobenköök gegründet, managen im Vorstand das Oberhafen-Quartier mit und wohnen seit Kurzem auch im Baakenhafen. Was ist für Sie die HafenCity, was fehlt ihr noch zu einem lebendigen authentischen Stadtteil, und was muss 2024 im Quartier vorrangig passieren? Was ihr guttäte, wären meiner Meinung nach mehr Begrünung, unversiegelte Flächen und weniger Zement; ferner eine Verkleinerung der Zulieferungsstraßen und die Reduktion des hohen Verkehrsaufkommens in der HafenCity. Und fantastisch wäre es auch, wenn sich kleines Gewerbe, Cafés und Bars zu moderaten Mietpreisen ansiedeln könnten. Interview: Wolfgang Timpe

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Thomas Sampl (44) ist Gründer, Geschäftsführer und Co-Ge­sell­schafter der Hobenköök GmbH sowie Vorstand im Oberhafen 5+1 e. V. , der Selbstorganisation der Nutzerschaft im Oberhafen, und dreht die Kochshow „Simpel mit Sampl“ (NDR). 

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