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Überseequartier: »Wie eine Kathedrale«

Baustellenführung. Dirk Hünerbein, Entwicklungschef Deutschland und Österreich beim Investor Unibail-Rodamco-Westfield, führte 20 HafenCity-Anwohner:innen und Gäste der beiden SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Juliane Barth und Arne Platzbecker über die Großbaustelle des Westfield Hamburg-Überseequartiers. Viele waren überrascht, wie anders sich – gegenüber dem Wahrnehmen der wachsenden Baustelle von außen – das Erleben des Centers im Inneren und die neuen Blicke von den großen Paassagen-Straßenzügen nach außen, auf Elbe, Elbphilharmonie, Speicherstadt, Überseeboulevard oder Magdeburger Hafen darstellen

Faszination Baustelle. Ich weiß nicht, wie es Ihnen und euch ergeht, aber wenn ich an einer Baustelle vorbeikomme, muss ich stehen bleiben, gucken und gucken, Kräne und Bagger, Hämmern und Sägen, und die Zeit vergessen. Deswegen kam ich als Schulkind immer zu spät zum Mittagessen nach Hause und erntete Stress – musste noch eine halbe Stunde Etüden am Klavier üben oder, wenn ich mal nachmittags erst ankam, durfte ich Samstag nicht zum Hannover-96-Spiel meines Heimatvereins. Und so ein bisschen war es auch heute so: Nach oben gucken, beeindruckt sein, einfach Staunen über die breiten Blickachsen und Passagen im: Westfield Hamburg-Überseequartier (WHÜ). Baustellenbegehung. Doch spätestens die sonore Chefstimme von Dirk Hünerbein, Entwicklungschef Deutschland und Österreich bei Unibail-Rodamco-Westfield (URW), riss einen aus den Wachträumen der Kindheit: „Bitte weitergehen, nicht mitten im Weg stehen bleiben, hier wird gearbeitet“, rief er zackig, und schon zuckelte ein kleiner Transportbagger vorbei und ein Arbeiter mit schwerstem Werkzeugkasten zogen an uns vorbei. „Anschluss halten, zusammenbleiben, hier herrscht Hochbetrieb und es ist gefährlich“, ruft Minou Tikkrani, Chefin der Konstruktiv PR Agentur, die als Akzeptanzberaterin von URW das Ohr an den Sorgen und Nöten der Anwohner:innen und Unternehmer:innen in der HafenCity und rund ums Überseequartier hat. 
Foto oben: Baustellenführung mit Dirk Hünerbein, Entwicklungschef Deutschland und Österreich bei Unibail-Rodamco-Westfield (7.v.r.): „Wenn Sie sich die großen geschwungenen Glasüberdachungen dazu vorstellen, wird es wie eine Kathedrale wirken.“ © Wolfgang Timpe

Nach allen Regeln der Sicherheit, aufgereiht im Showroom des Westdfield Hamburg-Überseequartiers im 7. OG des Sumatra-Buildings Am Sandtorpark 11: Rüstzeug für die Bautellenführung für 20 Gäste mit personifiziertem Bauhelm, rot-weiß leuchtender Sicherheitsweste und wasserdichten und extrem schutzsicheren Baustellenschuhmaterial mit Stahlkappenspitze für alle Teilnehmer:innen. © Wolfgang Timpe

Die beiden SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Julia Barth und Arne Platzbecker, hatten Anwohner:innen und Buddies eingeladen, mit ihnen das südliche Überseequartier mal von innen kennenzulernen. Zuletzt war ich vor Monaten beim Richtfest der Luxuswohnanlage Eleven Decks da – und jetzt ist alles anders, hat Struktur bekommen. Damals noch ein undurchschaubares Gewirr von Gerüstbauten mit Betonskeletten, heute recken sich die Bürotürme Luv und Lee in die Höhe, man kannbeim Hochhaus an der Ecke Hübener-Straße / San-Francisco-Straße den repräsentativen Eingang des Ankermieters und  Lifestyle- und Moderiesen Breuninger mit seinen 14.000 qm Fläche erahnen, die drei Hotelobjekte der Accor-Gruppe, das 4-Sterne-Pullman-Haus, das 3-Sterne-Novotel und das Budget-Hotel Ibis Styles, sind inzwischen schon mit eingezogenen Decken, Treppen und Rolltreppenaufgängen versehen und von der wasserseitigen Promenade im 1. OG hat man eine fantastischen Blick in den Hafen und der künftige Stadtteil Grasbrook ist zum Greifen nah. Man fühlt wie wichtig für die künftige Infrastruktur ein Shuttle-Barkassenverkehr vom Überseequartier zum Grasbrook und die Radfahrer- und Fußgängerbrücke vom Baakenhöft auf den Grasbrook sein werden. 

Am auffälligsten und beeindruckendsten sind jedoch die breiten Passagen und Blickachsen von Ost nach West von der Überseeallee / Magdeburger Hafen über den zentralen „Überseeplatz“ (Arbeitstitel) mitten im Überseequartier Richtung Grasbrookpark / Elbphilharmponie; und von Nord nach Süd, vom heutigen Überseeboulevard, der auch im Überseequartier Überseeboulevard heißen wird, über den Überseeplatz Richtung Elbe und Promenadenufer. Man kann schon jetzt sinnlich erahnen, was sich der frühere Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter dabei gedacht hat, wenn er den seinerzeitigen HafenCity-Chef Prof. Jürgen Bruns-Berentelg und die Architekten damit nervte: „Was Sie auch bauen: Beachten Sie immer, dass wir klare Blickachsen in alle vier Himmelsrichtungen brauchen, das verbindet Quartiere und Stadtteile, das ist die städtebauliche Linie Hamburgs.“ Plus Backsteinfassaden natürlich, die schon jetzt viele Gebäude im Überseequartier zieren. „Wir wollen wie in Paris oder London die Großartigkeit von Einzelhandel mit seinen über zwei Etagen gehenden Panoramafenstern nach innen hin zu den Passagen verwirklichen und“, einmal in Schwung schwärmt Überseequartier-Entwicklungschef Hünerbein von sich und dem Projekt weiter, „wenn Sie sich die großen geschwungenen Glasüberdachungen dazu vorstellen, wird es wie eine Kathedrale wirken.“ Das leicht ehrfurchtsvolle Schweigen durchbricht die Anwohnerinnen-Stimme von Anwältin Sigrun Mast, die lächelnd anmerkt, dass es „höchstens kathedralenähnlich“ sein könne und „hier doch sicher richtig ziehen und windig“ sein würde wie in anderen groben Malls. „Ja, kontert Hünerbein schmunzelnd, da haben Sie recht, in Hamburg kommt der Wind und der Regen immer von überall.“ Dass man eben unter den großzügigen Glasdächern eben nicht nass würde, lässt in der freundliche Stille ungesagt nachklingen.

Überseequartier-Entwicklungschef Dirk Hünerbein (l.) und SPD-Bürgerschaftsabgeordneter Arne Platzbecker (r. von ihm) bei der Präsentation des Westfield Hamburg-Überseequartiers am ausfahrbaren beleuchteten Modell. © Wolfgang Timpe
Gastgeber Julia Barth und Arne Platzbecker sowie URW-Baustellenführer Dirk Hünerbein (mittlere Reihe 6., 7. + 8. v. l. ) mit Baustellenbesuchergruppe: Blickachse Süd-Nord mit der Elbe im Rücken Richtung Speicherstadt / Altstadt mit St. Katharinenkirche. © Wolfgang Timpe
Blick West-Ost vom „Überseeplatz“, dem zentralen Aufenthaltsplatz im Überseequartier, Richtung Magdeburger Hafen / Überseeallee. © Wolfgang Timpe

Die Stimmung ist gelöst, viele sind schon in Wochenendstimmung und beeindruckt von der Mächtigkeit der Gebäude und dem hochwertigen Versprechen von Einzelhandel, Gastronomie und Entertainment wie dem Digital-Art-Center Port des Limières, in dem man durch dreidimensionale Weltkunstwerke flanieren kann – oder dem 850-Plätze-Fahrradparkhaus mit eigener Rampe ins Untergeschoss. Am Ende des gut einstündigen Rundgangs – ohne Regen! – ist der Gastgeber des Rundgangs, der Anwalt und Bürgerschaftsabgeordnete Arne Platzbecker, schwer beeindruckt: „Ich bin tatsächlich überwältigt von den Fortschritten und bin auch von der Großzügigkeit sehr beeindruckt. Mittlerweile habe ich jetzt nach der Besichtigung ein sehr gutes Gefühl, dass das Überseequartier eine große Bereicherung für Hamburg sein wird und eine große Attraktion nicht nur für Touristinnen und Touristen, sondern auch für Hamburgerinnen und Hamburger.“ Und sagt er denen in der SPD und in Hamburg, die immer noch glauben, dass das Überseequartier nicht fertig gebaut würde? „Ach wissen Sie, ich habe hier heute von den 1.400 Bauarbeitern auf dieser Großbaustelle so viele bei der Arbeit gesehen, dass das schon fertig wird.“ 

Der künftige Erlebnisraum des Digital-Art-Centers Port des Lumières, in dem in digitaler 3-D-Präsentation durch Weltkunstwerke flaniert werden kann. © Wolfgang Timpe
Dreidimensionaler Erlebnisraum im künftigen Port des Lumières im Westfield Hamburg-Überseequartier, hier mit dem Motiv „Phoenix des Lumières“. © Vincent Pinson

Und Architekt, Stadtplaner und WHÜ-Entwicklungschef Dirk Hünerbein („ich bin eigentlich Schreibtischtäter“) ist mindestens einmal die Woche auf der Baustelle und „jedes Mal wieder neu überrascht davon, wie sich plötzlich neue Blickrichtungen, Räume und Plätze entwickeln und jedes Mal neue Fassaden und neue Gebäude abzeichnen“. Zu Ostern 2024 soll ja definitiv eröffnet werden „und das klappt auch“, sagt der Macher. Und was waren nach den unzähligen bisherigen Bauführungen die ehrlichste und die unverschämteste Frage aus dem Publikum? „Die ehrlichste sicher die, wo die Menschen daran zweifeln, dass wir diese extrem unterschiedlichen Aktivitäten auch an ein Publikum vermittelt bekommen. Das ist auch eine große Herausforderung für alle. Und die unverschämtesten und unsachlichsten haben sich mit allen weiteren Baufortschritten auch gelegt  auch mit den Anwohner:innen um das Überseequartier herum.“ Wirklich? „Ja, mein Eindruck ist, dass sich die Stadtgesellschaft inzwischen auf diesen großen Aufschlag freut, den es hier im Westfield Hamburg-Überseequartier geben wird.“ Schon während des Rundgangs grummelte ein freundlich-skeptischer Teilnehmer in seine dick gefütterte Windjacke: „Wie wollen die bloß all die Hamburger:innen, die jetzt in den anderen Stadtteilen, in der Innenstadt oder im Elbe- und Alstereinkaufszentrum shoppen, hierher locken?“ Man wird es sehen. Mehrheitlich waren die meisten der gut 20 Teilnehmer:innen positiv nach dem Baustellenrundgang überrascht. „Erzählen Sie das ruhig weiter“, wünschte sich Baustellenführer Hünerbein zum Schluss von seinem neugierigen Publikum. Wolfgang Timpe

INFOs www.urw.com oder www.westfieldhamburgueberseequartier.com

Süd-Nord-Blick Richtung Speicherstadt, Altstadt mit St.Katharinen: „Wenn man sich die Baugerüste wegdenkt, werden die Passagen im Westfield Hamburg-Überseequartier noch wesentlich breiter wirken“, Dirk Hünerbein. © Wolfgang Timpe
Innenansicht vom Westfield Hamburg-Überseequartier mit seinen gläsernen Überdachungen und den Rolltreppen hinauf zu den Kino-Centern. © moka-studio | URW
Blick vom Watermark Tower an der Einfahrt zum Magdeburger Hafen auf die Baustelle Westfield Hamburg-Überseequartier, Januar 2023. © mk_timelapse | URW

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