E-Paper . Archiv . Newsletter
Das Streaming-Studio des Scharlatan-Theaters in der City Süd: „Wir wollen interne Probleme von Unternehmen mit Humor sichtbar machen. Dadurch sind diese bearbeitbar.“ © Andreas Schmidt-Wiethoff
»Veränderung ist etwas Gutes«

Die Unternehmensbühne „Scharlatan – Theater für Veränderung“ aus der City Süd punktet in der Pandemie mit ihrem Streaming-Studio

So prunkvoll wie das Deutsche Schauspielhaus oder das Thalia Theater kommt das „Scharlatan – Theater für Veränderung“ von außen nicht daher. Es ist in einem schlichten Bürogebäude im Stil der 70er Jahre nahe der S-Bahn-Station Hammerbrook (City Süd) untergebracht. Der Empfang befindet sich im ersten Stock, durch einen schmalen Flur gelangt man über eine Treppe hinab zum Proberaum und zum 210 Quadratmeter großen Streaming-Studio. Es wurde 2020 eröffnet, um der Pandemie zu trotzen.
Foto oben: Das Streaming-Studio des Scharlatan-Theaters in der City Süd: „Wir wollen interne Probleme von Unternehmen mit Humor sichtbar machen. Dadurch sind diese bearbeitbar.“ © Andreas Schmidt-Wiethoff

Natürlich traf der erste Lockdown auch die Scharlatan-Theater-Geschäftsführerin Beate Ebel und ihr Team hart. Sämtliche Auftritte des Unternehmenstheaters, das normalerweise auf eine spielerische Art dem Führungspersonal und den Mitarbeiter:innen einer Firma bei der Lösung von innerbetrieblichen Konflikten hilft, mussten abgesagt werden. Das sei ein Schock gewesen, räumt Beate Ebel ein. Aufgeben war indes keine Option für sie, ein Plan B musste her: das Streaming-Studio. Ausgestattet ist es nicht nur mit Kameras und Mikrofonen, sondern auch mit zwei gemütlichen Sesseln und einem Sofa. Diese Lounge-Ecke bietet sich für entspannte Gespräche bei Online-Events an.

Scharlatan-Theaterchefin 
Beate Ebel. © Oliver Nimz
Scharlatan-Theaterchefin Beate Ebel. © Oliver Nimz

Man kann einfach das Studio mieten oder ein komplettes Paket inklusive Moderation, Live-Musik und Businesstheater buchen, virtuelle Workshops sind ebenfalls möglich. Diese Angebote werden ganz individuell auf jedes einzelne Unternehmen zugeschnitten. „Wir wollen interne Probleme mit Humor sichtbar machen“, sagt Beate Ebel. „Dadurch sind diese bearbeitbar.“ In der heutigen Zeit kommt es immer wieder zu Fusionen, der digitale Wandel führt zahlreiche Firmen in einen endlosen Transformationsprozess. Das schürt bei der Belegschaft oft Ängste. „Es ist wichtig zu zeigen, dass Veränderung etwas Gutes ist, wenn die Menschen mitgenommen werden“, erläutert Beate Ebel.

Dabei hat sich das sogenannte Forumtheater bewährt. Diese Darbietung lässt sich ohne Weiteres in eine interaktive Videokonferenz integrieren. Wie das funktioniert? In einer Szene nehmen sich die Schauspieler:innen eines bestimmten Themas an – sei es Resilienz, Führungsstil, Teambildung oder Arbeitsorganisation. Dabei provozieren die Darsteller:innen bewusst ein Fehlverhalten. In der zweiten Runde können die Zuschauer:innen dann unmittelbar verbal oder im Chat in das Geschehen eingreifen und die Situation selber geraderücken.

Diese Form der Präsentation hat sich aus dem Straßentheater entwickelt. Anfangs trat das 1985 von Ali Wichmann – er ist bis heute der Eigentümer – und Deed Knerr gegründete Scharlatan-Theater mit „Op-Tieker – Die Straßenkehrer“ in den bundesdeutschen Fußgängerzonen auf. Das nachfolgende Programm „Kollege kommt gleich“, bei dem sich Schauspieler:innen bei einer Veranstaltung oder einem Essen unter echte Kellner:innen mischten, ist bis heute legendär. 1989 bezog das Scharlatan-Theater in der Thadenstraße auf St. Pauli seine erste eigene Räumlichkeit, der Umzug in die City Süd stand 1993 an. Seit 1997 fokussiert sich das Team auf Unternehmenstheater. Die Basis dafür legte ein Auftritt bei der Berliner Stadtreinigung.

Inzwischen engagieren völlig unterschiedliche Betriebe das Scharlatan-Theater, von Autohäusern bis zu Dax-Konzernen. Während der Pandemie setzen vor allem Softwareentwickler sowie die Pharmaindustrie auf die Kompetenz der Scharlatane. Besonders die Stärkung des Vertriebs ist im Augenblick gefragt. „Wir werden häufig von Beraterfirmen hinzugezogen“, erzählt Beate Ebel. Die Aufgabe ist dabei klar definiert: Bedenken sollen ausgeräumt werden. Es gilt, die Belegschaft so zu motivieren, dass sie letztlich gestärkt aus der Corona-Krise hervorgeht. Dagmar Leischow

INFO Weitere Informationen unter www.scharlatan.de

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen

Fairness, Gemeinschaft und Inklusion

Sportvereine. Der junge Kickerverein Hamburg HafenCity Fußball-Club e. V. wächst ­inzwischen zum sozialen Quartiers-Sport-Netzwerk und auch