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»Was für ein Hundeleben!«

Tierreport. Egal, ob süßer Corgi oder majestätischer Australian Shepherd, ob Yorkshireterrier oder Labrador-Mix, ob Bolonka Zwetna oder Elo: Die Heldinnen und Helden der Vierpfoten-Community HafenCitywerden geliebt und gehätschelt. Doch sie müssen auch Gassi gehen – und da kann es Stress geben

Ich gebe es offen zu: Ich bin befangen! Meine Liebe zu Hunden will ich nicht verstecken. Mit meinem Bolonka-Zwetna-Rüden Rudi, jetzt fünf Jahre alt, bin ich täglich in der HafenCity unterwegs. Diese lebendige moderne Umgebung bietet für uns Hundebesitzer viele Möglichkeiten, doch bei näherer Betrachtung offenbart sich ein gravierendes Problem: Die Unzufriedenheit vieler Hundebesitzer mit der offiziellen Hundewiese an der Versmannstraße ist groß. 
Foto oben: »Action, Wylie!« Der drei Monate junge Corgi von HafenCity-Stammgast Ethan Kiarash Bahmanyari erobert gerne Herzen im Sturm und die Reviere des Quartiers wie den Überseeboulevard. Herrchen Ethan ist nicht nur schockverliebt, sondern hält sich auch diszipliniert an die unerlässlichen Hundebeutelchen und an die Leinenpflicht – Ausnahme: Fotoshooting. © Catrin-Anja Eichinger

Heiko Meyer, dessen Windspiel Fritz bereits in mehreren Fernsehsendungen brillierte und mehrere Tausend Follower als Fritz.The.Blitz bei Instagram hat, schildert die Situation so: „Die Lage am Wasser ist toll, und die langen Wege auf den Kaimauern ohne Autoverkehr sind ideal. Doch für größere Hunde ist die HafenCity nicht optimal – und die eingezäunte Hundewiese ist viel zu klein.“ 

Marianne Wellershoff mit »Ole«, einem Elo, in der Gartenanlage im Oberhafen: „Ich fordere von den Behörden, sich mehr für Hundehalter:innen einzusetzen und angemessene Größen von mindestens 1.200 Qhadratmetern für Hundewiesen zu schaffen.“ © Jimmy Blum

Brigitta Martens hingegen mit ihrer polnischen Hütehündin Donna Lisa ist der Meinung, dass Hunde sich auch mit wenig Grün wohlfühlen und in der Innenstadt meist eh viel sozialer sind. „Hunde in der Stadt haben mehr Kontakte als ihre Artgenossen auf dem Land“, sagt sie mit Überzeugung. So sieht es auch Judith Lorenzen mit ihrem Labrador-Mischling Buck. Sie meidet die Grünflächen in der HafenCity, weil sie die Familien dort nicht stören will. Dafür genießt sie die langen Spaziergänge auf den Kaikanten.

Brigitta Martens und Dr. Gunter Böttcher mit »Donna Lisa«, einem polnischen Hütehund, vor dem Internationalen Maritimen Museum am Magdeburger Hafen: „Die einzige offizielle Hunde­auslauffläche für die gesamte HafenCity ist zu klein, schlammig und voller Löcher.“ © Jimmy Blum

Sebastian Ockelmanns Australian-Shep­herd-Rüde Marley ist wie mein Rüde ein sogenanntes Corona-Kind. Marley sollte ursprünglich nach Holland verkauft werden, doch aufgrund der geschlossenen Grenzen konnte er damals nicht abgegeben werden. „Die HafenCity bietet viele Wege ohne Autoverkehr. Hier kann ich Marley in Ruhe laufen lassen“, sagt Sebastian. Oft trifft man die beiden auch auf der Hundefläche an der Michelwiese oder im Entenwerder Park. Marley bringt ihm viel Freude und spontane Kontakte: „Weil sie so hübsch ist, sprechen mich wildfremde Menschen einfach an. So kommt man immer ins Gespräch.“

Sebastian Ockelmann mit »Marley«, einem Australian Shepherd, im Amphitheater auf dem Strandhöft, Strandkai: „Ich sehe schwarz. Es wird immer hundeunfreundlicher.“ © Jimmy Blum

Ethan Kiarash Bahmanyari, stolzer Corgi-Besitzer von Wylie, stammt ursprünglich aus New York, wo es übrigens zahlreiche kleine, abgesperrte Flächen für Hunde gibt. Nach seiner Ankunft in Deutschland landete er zuerst in Hannover. Dort wurde er am ersten Tag mit einer rassistischen Aussage konfrontiert. Man forderte ihn auf, das Land sofort wieder zu verlassen. Glücklicherweise war dies eine Ausnahme. Seit vielen Jahren lebt er nun in der Hansestadt und fühlt sich hier pudelwohl. „Hier sind die Leute freundlich und aufgeschlossen. Besonders bei den Runden in der Büropause oder nach der Arbeit in der HafenCity schätze ich die zahlreichen Kontakte zu anderen Hundebesitzern. In ganz Hamburg gibt es übrigens nur 67 reinrassige Corgis, einer davon ist Wylie, erzählt er stolz.

Heiko Meyer mit »Fritz«, TV-Star und Instagram-Pet-­Influencer »fritz.the.blitz«, einem Windspiel (Windhund), auf einem begrünten Dach auf dem Strandkai: „Die Lage am Wasser und die langen Wege auf den Kaimauern ohne Auto sind groß­artig, aber für große Hunde ist die HafenCity nicht ideal.“ © Jimmy Blum

Apropos Hundewiese. Mit ihrem weißen Ole, einem Elo, ist ­Marianne Wellershoff überall in der HafenCity unterwegs – und regt sich auf: „Die Hundewiese ist viel zu klein und wenig ansprechend. Wir brauchen mehr Platz!“ Dies bestätigen auch Sebastian Ockelmann und Brigitta Martens, die die Hundewiese als schlammig und voller Löcher beschreiben. „Die Hundewiese ist nicht nur klein, sie ist auch in einem schlechten Zustand. Es ist für uns Hundebesitzer frustrierend“, so ­Marianne Wellershoff, die auch als 1. Vorsitzende des Netzwerks HafenCity e. V. tätig ist.

Die Gemeinschaft unter den Hundebesitzern sei großartig, erklärt Gabi Krauth mit ihrem Yorkshireterrier Elvis. „Wir geben uns Tipps untereinander, helfen auch mal aus, wenn jemand keinen Schietbüddel zur Hand hat.“ Das ist übrigens allen Hundehaltern besonders wichtig, die Hinterlassenschaften selbstverständlich zu entsorgen. Heiko Meyer ärgert sich, dass er öfter Touristen mit Hund beobachtet, die den Haufen einfach liegen lassen. „Das ist eine Unverschämtheit“, so Meyer.

Ethan Kiarash Bahmanyari mit »Wylie«, einem Corgi, vor seinem Stammlokal Club 20457 in der Osakaallee: „Mir gibt es in der HafenCity zu wenig Bereiche für Hunde zum Spielen und Auslaufen. Die Sauberkeit und Höflichkeit der Hundebesitzer ist angenehm.“ © Catrin-Anja Eichinger

„Es gibt auch schon mal Ratschläge zur Hundetherapie oder zu Alltagssituationen mit Vierbeinern“, berichtet Gabi Krauth. Sebas­tian Ockelmann berichtet, dass früher eine feste Gruppe von Hundebesitzern regelmäßig im Lohsepark anzufinden war. Heute habe es sich auf „vier bis fünf Hunde“ reduziert. Auch weil das Bezirksamt vor Ort regelmäßig Kontrollen durchführe und immer mehr Hundehalter sich dadurch zurückzögen.

Laut Ethan Bahmanyari sind viele Hundebesitzer in der HafenCity zurückhaltend: „Hier gibt es viele ängstliche Halter, die den Kontakt zu anderen vermeiden. Das führt dazu, dass sie ihre Hunde nicht von der Leine lassen, sodass deren soziale Entwicklung eingeschränkt bleibt.“ 

Judith Lorenzen mit »Buck«, einem Labrador-Mix, und Freund Boris Sehm an der Promenade des Grasbrookhafens: „In den Lohsepark gehe ich nicht mehr, weil man dort von den vielen Eltern wegen ihrer Kinder abgelehnt wird.“ © Jimmy Blum

Auch für Ethan Bahmanyari gibt es „nur wenige geeignete Flächen, wo die Hunde spielen und sich ausleben können“. Die Strandhöft-Spitze und der Grasbrookpark sind die beliebtesten Optionen. Dort trifft man regelmäßig Sebastian Ockelmann mit Marley und auch meinen kleinen Rudi. Die beiden sind Stammgäste auf den inoffiziellen Hundewiesen und genießen auch die Abwechslung, die ihnen diese Plätze bieten. 

Gabriele Krauth mit »Elvis«, einem Yorkshireterrier, vor der Kaiserperle am Grasbrookhafen: „Es entstehen viele spontane Begegnungen mit den Hunden aus der Nachbarschaft. Wir sind alle solidarisch und geben uns gegenseitig Tpps, auch zu Hundetherapien.“ © Jimmy Blum

Marianne Wellershoff fordert jedoch genau deshalb von den zuständigen Behörden, sich intensiver für die Hundebesitzer einzusetzen und die Größe der Hundewiese auf mindestens 1.200 Quadratmeter zu erweitern. „Die HafenCity könnte mit hundefreundlichen Angeboten deutlich aufgewertet werden“, so die Ole-Besitzerin. Ein positiver Schritt in diese Richtung ist der Laden Dog’s Gourmet am Überseeboulevard, der seit einigen Monaten von Philip Mensing betrieben wird. Hier sind vierbeinige Gäste herzlich willkommen, und die mit viel Liebe geführte Fachhandlung bietet alles, was das Hundeherz begehrt. Philip hat immer eine kleine Überraschung für die Vierbeiner – und ihre Halter.

Hundehaltung in der HafenCity ist, trotz der engagierten und solidarischen Gemeinschaft ihrer Besitzer, stark eingeschränkt. Der Raum für unsere Hunde wird weniger, und die Einlösung unserer Forderung nach wesentlich mehr Platz ist überfällig. Sollte die HafenCity doch ein Ort sein, wo Menschen und Hunde sich willkommen fühlen, Auslauf haben und harmonisch zusammenleben. Eine Verbesserung der Hundewiese und mehr Achtsamkeit aller stärken die Lebensqualität für alle Beteiligten – sowohl für die Hunde als auch für ihre Besitzer in Hamburgs jüngstem Stadtteil. Das Wichtigste für mich und Rudi ist, dass wir uns für eine hundefreundliche Zukunft einsetzen und diese Idee in das Herz der HafenCity tragen! Jimmy Blum

HCZ-Reporter Jimmy Blum mit seinem »Rudi« an ihrem Lieblingsplatz, dem kleinen Amphitheater auf dem Strandhöft gegenüber von der Elbphilharmonie: „Das Wichtigste für mich und Rudi ist, dass wir uns für eine hundefreundliche Zukunft einsetzen und diese Idee in das Herz der Hafen­City tragen!“ © Jimmy Blum

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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