In Regenbogenfarben erleuchtete Allianz-Arena im Sommer 2016 zum Christopher Street Day in München. © dpa | Tobias Hase
„Pinkwashing finde ich unerträglich!“

Die UEFA hat verboten, dass heute Abend das Fußball-EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn in Regenbogenfarben als Zeichen für Respekt, Freiheit und Toleranz leuchten darf – besonders gegenüber Schwulen. Lesben und queer orientierten Menschen. Die Protestkanäle in TV, Print und Social Media glühen – und dokumentieren auch eine Doppelmoral

Ja, München und die Allianz Arena sind in aller Medienmunde, weil sie heute Abend, wenn unsere Nationaljungs dort gegen Ungarn ums Weiterkommen in der Fußball-EM spielen, nicht in den Regenbogenfarben der Schwulen-, Lesben- und Transgender-Bewegung LGBT*IQ leuchten darf. Die UEFA hat’s verboten. Empörung auf allen Kanälen – vordergründig zu recht. Die Wahrheit liegt etwas tiefer. Ja, die UEFA ist, ähnlich der FIFA, ein mit Hilfe des Profifußballs dem Mammon verschriebene Gelddruckmaschine – oftmals ohne näheres Ansehen von Menschen- und Freiheitsrechten in bestimmten Ländern. Im Alltag jedoch wirbt die UEFA mit ihren Vorbild-Stars medial glaubwürdig für Respekt und Toleranz sowie gegen Rassismus.
Foto oben: In Regenbogenfarben erleuchtete Allianz-Arena im Sommer 2016 zum Christopher Street Day in München. © dpa | Tobias Hase

Die Hamburger Elbphilharmonie leuchtet am Vorabend des Fußball-EM-Spiels Deutschland-Ungarn in Regenbogenfarben – als Teilnehmerin am weltweiten Pride Month Juni und als Protest gegen das Verbot der UEFA. © www.citynewstv.de
Die Hamburger Elbphilharmonie leuchtet am 22. Juni 2021, am Vorabend des Fußball-EM-Spiels Deutschland-Ungarn, in Regenbogenfarben – als Teilnehmer:in am weltweiten Pride Month Juni und als Protest gegen das Verbot der UEFA. © www.citynewstv.de
Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Zweite Bürgermeisterin (Grüne) Katharina Fegebank zeigen Haltung an der Spitze der Fahrraddemo am Christopher Street Day und der Pride-Week 2020 für die LGBT*IQ-Bewegung an der Binnenalster. © citynewstv.de
Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Zweite Bürgermeisterin (Grüne) Katharina Fegebank zeigen Haltung an der Spitze der Fahrraddemo am Christopher Street Day und der Pride-Week 2020 für die LGBT*IQ-Bewegung an der Binnenalster. © citynewstv.de

Die aktuelle Anweisung an München, das Stadion nicht in den Transgender-Regenbogenfarben leuchten zu lassen, empört den Jogi und eine aufgeklärte Öffentlichkeit. Schuld sind jedoch – neben der fehlenden Souveränität der UEFA – auch Münchens Politprofis wie SPD-OB-Reiter und Bayerns CSU-Ministerpräsident Söder, die sich (auch so begründet!) mal eben den Fußball-Luxus des Regenbogenprotestes gönnen wollten, um gegen Ungarns autokratische Regierung und aktuelle diskriminierende Schwulengesetzgebung zu protestieren. So wurde das ganze politisch. Und der Sport definiert sich – zu Recht – als unpolitisch und so begründet sich die Absage der UEFA: keine regenbogenleuchtende Politik. Zynisch, aber sportkonsequent. Hallo! Menschenrechte, Toleranz und Freiheit sind aber eben genau keine politischen willfährigen Kategorien, sondern demokratische Grundpfeiler eines sozialen gesellschaftlichen Miteinanders in Vielfalt.

Bezirksabgeordneter James Robert „Jimmy“ Blum: „Während die CDU/CSU einfach den Wunsch nach Regenbogen äußert, veröffentlicht sie zeitgleich ein 140-Seiten-Wahlprogramm ohne einen einzigen Punkt zur Unterstützung queerer Menschen. Dieses Pinkwashing finde ich unerträglich! Genau so empfinde ich auch die Entwicklung bei unseren europäischen Nachbarn.“ © Stefan Braun
Bezirksabgeordneter James Robert „Jimmy“ Blum (FDP): „Während die CDU/CSU einfach den Wunsch nach Regenbogen äußert, veröffentlicht sie zeitgleich ein 140-Seiten-Wahlprogramm ohne einen einzigen Punkt zur Unterstützung queerer Menschen. Dieses Pinkwashing finde ich unerträglich! Genau so empfinde ich auch die Entwicklung bei unseren europäischen Nachbarn.“ © Stefan Braun

Also: Mit in der Kritik sollte auch die regierende Klasse in München und Bayern stehen, die sich ein billiges LGBT*IQ-Schnäppchen sichern wollte, statt einfach die Allianz Arena glaubwürdig ethisch und ganz selbstverständlich im weltweit offiziellen Pride Month Juni bei allen EM-Spielen in den Regenbogenfarben leuchten zu lassen. Das wäre klassische Kommunikation für Toleranz, Respekt und Freiheit gewesen und die UEFA hätte – wie bei der Kapitänsbinde von Manual Neuer – wahrscheinlich keine Einwände haben können. Auch Wahrheit schillert halt oftmals vielschichtig.

HafenCity-Bwohner James Robert „Jimmy“ Blum, verheiratet mit Mann Sven-Uwe, Bezirksabgeordneter, tritt für seine Hamburger FDP im September auch zur Bundestagswahl an. Er sagt zum LGTB*IQ-Gate von München und der UEFA: „Die Diskussion zeigt auf, wie komplex und wichtig das Thema ist. Während die CDU/CSU einfach den Wunsch nach Regenbogen äußert, veröffentlicht sie zeitgleich ein 140-Seiten-Wahlprogramm ohne einen einzigen Punkt zur Unterstützung queerer Menschen. Dieses Pinkwashing finde ich unerträglich! Genau so empfinde ich auch die Entwicklung bei unseren europäischen Nachbarn. Wir haben noch einen weiten Weg für ein freies liberales Leben vor uns. Und genau deswegen bewerbe ich mich für die Bundestagswahl am 29. September. Und die UEFA zeigt nicht erst seit Katar ihr wahres Gesicht.“

Hamburg zeigt an seinen jährlichen Pride Days u.a. Flagge am Rathaus oder wie Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD) und Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) in 2020, gesellschaftspolitische LGBT*IQ-Klarheit: Man radelte mit Hamburg- und Regenbogen-Maske für Toleranz und Freiheit – auch bei sexuellen und geschlechtlichen Orientierungen. Diesmal findet der Hamburger Pride Day am 22. Juli statt. Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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