Livestream der vorwiegend digitalen Landespressekonferenz zur Corona-Pandemie in Hamburg, 31. März 2020: Hamburgs Erster ­Bürgermeister Peter Tschentscher (M.) sowie Bildungssenator Ties Rabe (SPD), Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) und Gesundheits- und Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer Storcks (SPD; v. l.n.r.) im Kaisersaal des Rathauses.
#CoronaHH

Keine Corona-Lockerung: Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher dämpft Hoffnungen auf Erleichterung bei Kontaktverbot und Wiedereröffnungen von Gewerben

In einer Livestream-Landespressekonferenz bewertete Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD) mögliche Lockerungen der Corona-Verordnungen für Bürger*innen und Unternehmen nach Ostern eher skeptisch. 

Hamburgs Erster Bürgermeister beantwortete in der Corona-Landespressekonferenz am Dienstag, 31. März, kurz vor dem Druck dieser April-Ausgabe, u.a. Fragen der HafenCity Zeitung in einer digitalen Landespressekonferenz (LPK), die live im Internet übertragen wurde. Zunächst hatte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) erstmals den gesunkenen Zuwachs von rund 150 infizierten Corona-Fällen in Hamburg vom Vortag auf nun 76 Fälle bekannt gegeben. Einen Trend zum grundsätzlich Guten wollte sie daraus noch nicht ableiten. Am 31. März waren in Hamburg 2.290 Hamburger*innen mit dem Coronavirus infiziert, 174 wurden stationär behandelt, davon 40 schwere Fälle auf einer Intensivstation, sechs Menschen sind am Coronavirus verstorben. 

Foto oben: Livestream der vorwiegend digitalen Landespressekonferenz zur Corona-Pandemie in Hamburg, 31. März 2020: Hamburgs Erster ­Bürgermeister Peter Tschentscher (M.) sowie Bildungssenator Ties Rabe (SPD), Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) und Gesundheits- und Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer Storcks (SPD; v. l.n.r.) im Kaisersaal des Rathauses.© Christian Charisius / dpa

@ Illustrationsgrafik: HafenCity Zeitung, Tobias Hahn. Quellen: Gesundheitsbehörde HH & Robert-Koch-Institut
@ Illustrationsgrafik: HafenCity Zeitung, Tobias Hahn.
Quelle: Gesundheitsbehörde HH & Robert-Koch-Institut

Ferner berichtete Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (SPD), dass der finanzielle Hamburger Corona-Rettungsschirm für Solo-Selbstständige und Freiberufler sowie kleine und mittlere Unternehmen „intensiv angenommen“ würde. Rund einen Tag nach der Freischaltung der ausschließlich digital zu beantragenden Soforthilfe und Krediteanfragen über die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) gab es, Stand am 31. März 2020, 13 Uhr, über 27.000 Registrierungen und schon über 13.000 angelegte bzw. gestellte Anträge. „Wir machen möglich, was uns möglich ist. Wir halten Kurs“, so Finanzsenator Dressel. Schon in den ersten Apriltagen solle „Geld fließen“.

„Dass wir nun einmal Frühjahrsferien hatten, bei denen viele Hamburgerinnen und Hamburger in dem Bewusstsein zum Skifahren nach Österreich gefahren sind, dass es eben kein Risikogebiet ist. Und wenn dann nach ihrer Rückkehr herauskommt, dass es dort durchaus gehäufte Infektionsereignisse gegeben hat, ist das eine Sondersituation, die es für Hamburg gegeben hat.“ © Christian Charisius / dpa
„Dass wir nun einmal Frühjahrsferien hatten, bei denen
viele Hamburgerinnen und Hamburger in dem Bewusstsein
zum Skifahren nach Österreich gefahren sind, dass es eben kein
Risikogebiet ist. Und wenn dann nach ihrer Rückkehr
herauskommt, dass es dort durchaus gehäufte Infektionsereignisse
gegeben hat, ist das eine Sondersituation, die es
für Hamburg gegeben hat.“ © Christian Charisius / dpa

Im Rahmen des Livestreams der LPK konnten Journalisten ihre Fragen zuvor per Mail einreichen, die der Leiter der digitalen LPK live an die Senatoren stellte. Die HafenCity Zeitung hatte auch Fragen eingereicht, die vom Ersten Bürgermeister beantwortet wurden:

Zu einer Lockerung der ­Anordnungen „kann niemand jetzt Termine nennen oder konkrete Ansagen machen“.

Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg

Herr Tschentscher, viele Menschen in Hamburg, besonders auch die erst kurz existierenden Gewerbetreibenden, Einzelhändler und Kulturveranstalter der HafenCity hoffen darauf, dass sie ab 20. April wieder arbeiten können. Ist die Hoffnung berechtigt und falls ja, für welche Branchen / Bereiche könnte das gelten?

Peter Tschentscher: „Das wäre eine Mischung aus Spekulation und Hellseherei. Wir müssen wirklich die nächsten Wochen noch abwarten. Es ist die Vereinbarung unter allen Beteiligten (Bund, Länder, Virologen; d. Red.) nachdem wir eine große Kraftanstrengung vorgenommen haben, um alles zu tun, dass wir eine Überlastung des Gesundheitswesens vermeiden. Diese Wirkung dürfen wir nicht frühzeitig riskieren und aus Maßnahmen wieder aussteigen, wenn wir nicht sicher sind, wie die Entwicklung der Corona-Infizierung wirklich ist.
Auch wenn diese Ungewissheit für die eigenen Planungen ungeheuer schwer zu ertragen ist: Es ist leider die Lage, dass niemand jetzt Termine nennen oder konkrete Ansagen machen kann, wie wir aus der Sondersituation mit den Einschränkungen wieder aussteigen können. Genau das wird das Thema der nächsten Wochen sein. 
Schon vor geraumer Zeit haben wir uns für Hamburg darauf geeinigt, in der Zeit nach Ostern eine dann aktuelle sorgfältige Bestandsaufnahme zu machen und auf Grund der dann gültigen Einschätzungen Beschlüsse zur Lockerung zu fassen – wenn das verantwortungsvoll ist!
Bis auf weiteres gilt: Wir bleiben jetzt bei den beschlossenen Beschränkungen und Auflagen. Wir sagen weiterhin, dass es sehr wichtig ist, diese einzuhalten. Denn unsere Maßnahmen können nur dadurch wirken, dass wir konsequent auf die Einhaltung achten, was die Innenbehörde tut. Die Bürgerinnen und Bürger halten sich weitgehend daran und dafür herzlichen Dank. Wir müssen darauf bestehen, dass das noch eine Weile andauert.“ 

Die Infektionsketten in Hamburg sind bisher nicht im Vordergrund gewesen.“

Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg

Zur Nachfrage eines Journalistenkollegen von der „Mopo“, ob man auch das schwedische Corona-Modell – die älteren Menschen und Risikogruppen in strenger Quarantäne zu Hause oder in Institutionen zu lassen und die jüngeren sowie Unternehmen und auch die gastronomischen Betriebe mit Hygiene-Auflagen weiter arbeiten zu lassen – reagierte der Erste Bürgermeister knapp und unmissverständlich: „Wir haben uns gemeinsam für einen anderen Weg entschieden, den wir jetzt auch weitergehen werden“, so Tschentscher. 

Und die HafenCity Zeitung hatte noch gefragt, ob es im Nachhinein vielleicht besser gewesen wäre, bei den Rückkehrern aus den Skiferien in Hamburg an Bahn und Flughafen wie in Teilen von Asien wegen der seiner Zeit schon bekannten Corona-Situation Fieber zu messen und sie zu ihrem Gesundheitszustand zu befragen. Darauf reagierte der Erste Bürgermeister – auch als Mediziner – unwirsch: 

Peter Tschentscher: „Fiebermessen schon mal nicht, weil es eine sehr unspezifische und unsichere Methode ist, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen (für eine Corona-Infektion; d. Red.). Und wir haben ja die Besonderheit gehabt, dass zum Zeitpunkt der Rückkehr der Hamburg-Urlauber oft noch nicht bekannt war, dass es dort Risikogebiete gab.
Wir haben, sobald die Hinweise dazu vorlagen und es auch Corona-Fälle gab, empfohlen, dass auch durch Rückkehrer aus Gebieten, in denen noch keine offizielle Risikoeinstufung vorlag, dennoch die häusliche Quarantäne einzuhalten sei. Darüber hinaus gibt es auch noch einen Befund, den Frau Prüfer-Storcks schon öfter erwähnt hat, dass wir im Grunde bisher, wenn wir die Infektionen zurückverfolgen konnten, überwiegend solche Fälle hatten, die nicht in Hamburg, sondern im Ausland erfolgt sind. Das heißt, dass die Infektionsketten in Hamburg bisher nicht im Vordergrund gewesen sind. 
Insofern ist auch im Rückblick richtig gehandelt worden. Wir haben aufmerksam beobachtet, wo Fälle auftreten, haben Reisewarnungen und Riskikoeinschätzungen in unsere Empfehlungen mit aufgenommen. Dass wir nun einmal Frühjahrsferien hatten, bei denen viele Hamburgerinnen und Hamburger in dem Bewusstsein zum Skifahren nach Österreich gefahren sind, dass es eben kein Risikogebiet ist. Und wenn dann nach ihrer Rückkehr herauskommt, dass es dort durchaus gehäufte Infektionsereignisse gegeben hat, ist das eine Sondersituation, die es für Hamburg gegeben hat.“

Hoffen wir für unsere persönliche und familiäre Bewegungsfreiheit, dass das Wiederaufnehmen der Arbeit in den Betrieben und die Wiedereröffnung der gastronomischen, sozialen und kulturellen Begegnungsorte sobald wie möglich kommen kann. Nur zuhause leben, ist kein Leben. Eben Quarantäne. Wolfgang Timpe

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