Vorschau. Das Harbour Front Literaturfestival bietet mit 70 Veranstaltungen und der Crème de la Crème der Literatur-, Musik- und Fernseh-Szene spannende neue Lese- und Hör-Erlebnisse
Rund 70 Veranstaltungen bietet das Harbour Front Literaturfestival, das vom 14. September bis zum 28. Oktober zum 15. Mal an verschiedenen Orten meist rund um den Hafen stattfindet. Erstmals dabei ist das Centralkomitee am Steindamm. Dort präsentieren zum Beispiel Laura und Armgard Karasek am 4. Oktober ihr Werk „Das Gespräch unseres Lebens. Ein aufrichtiges Mutter-Tochter-Buch“. Die Witwe des Literaturkritikers Hellmuth Karasek, die sich vor allem als Theaterkritikerin einen Namen gemacht hat, erörtert mit ihrer Tochter Laura, bekannt als Moderatorin, die Bedeutung von Familie, Liebe, Freundschaft oder Verlust.
Foto oben: Im Schauspielhaus gastieren Anke Engelke und Iris Berben mit ihrem Bühnenprogramm „Komisch!“. Frage: Was ist komisch? Ist komisch lustig? © Jeanne Degras
Bestens etabliert ist inzwischen die Reihe „Harbour Front Future“, sie geht nun in die dritte Runde. „Bisher“, sagt die Festivalleiterin Petra Bamberger, „wurde diese Reihe vor allem von Sachbüchern bespielt. Diesmal werden wir auch Romane präsentieren, die sich mit Zukunftsfragen beschäftigen.“ Paolo Giordano, dessen Debüt „Die Einsamkeit der Primzahlen“ ein Bestseller wurde, stellt am 15. September in der Hauptkirche St. Katharinen seinen neuen Roman „Tasmanien“ vor. Der promovierte Physiker aus Italien erzählt davon, wie wir alle nach einem Ort suchen, wo eine Zukunft möglich scheint. Ganz anders ist Eugen Ruges „Pompeji“. „Sein Roman spielt zwar weit in der Vergangenheit“, erläutert Petra Bamberger. „Dieser Schriftsteller hält uns aber eigentlich einen Spiegel vor. Er behandelt Gegenwarts- und Zukunftsthemen.“ Mehr dazu erfährt man am 19. September in der St. Katharinen Kirche.
Nach wie vor auf dem Programm steht die Reihe „Harbour Front Sounds“, die Musik und Literatur verbindet. Am 18. September gewährt Ute Lemper mit ihrer Autobiografie „Die Zeitreisende. Zwischen Gestern und Morgen“ im Kleinen Saal der Elbphilharmonie einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben. Selbstverständlich singt sie an diesem Abend auch. Ein spannendes Projekt hat der Philosoph Richard David Precht initiiert. Er liest am 19. September im Kleinen Saal der Elbphilharmonie Passagen aus Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“. Dazu haben Studierende der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin Musik komponiert.
Reizvoll findet Petra Bamberger vor allem jene Veranstaltungen, bei denen Leute zusammenkommen, um über einen Roman zu reden. Am 22. Oktober spricht der Tote-Hosen-Frontmann Campino mit dem Autor Philipp Oehmke in der Kleinen Laeiszhalle über dessen ersten Roman „Schönwald“: „Dieser Abend wird besonders spannend, weil Campino nicht in der Rolle des berühmten Sängers auftritt, sondern als Literatur-Interessierter.“ Genau wie der Musiker Olli Schulz, den Petra Bamberger als „großen Leser und Literaturfan“ bezeichnet. Er moderiert am 16. September im Kleinen Saal der Elbphilharmonie ein Gespräch mit Fanny Krug und Krista Maria Schädlich, der Herausgeberin von Manfred Krugs Tagebüchern. Seine Tochter Fanny liest aus seinen Aufzeichnungen, sie erzählt aus seinem Leben und singt jene Lieder, die sie gemeinsam mit ihrem Vater veröffentlicht hat.
Ein weiterer Höhepunkt: Linda Zervakis’ gemeinsamer Auftritt mit dem Schauspieler und Regisseur Jan Georg Schütte am 22. September im Deutschen Schauspielhaus. Die Moderatorin, die sich ein Haus in Schleswig-Holstein gekauft hat, setzt sich in ihrem Buch „Landgang. Berichte von außerhalb der Stadt“ mit dem Ankommen und Anecken in der Provinz auseinander. Dazu stellt ihr Jan Georg Schütte Fragen, teilweise als Klaus Kranitz aus der ARD-Serie „Kranitz“. Ebenfalls im Schauspielhaus gastieren Iris Berben und Anke Engelke am 16. September mit ihrem Bühnenprogramm „Komisch!“. Sie analysieren: Was ist komisch? Ist komisch lustig? Ernsthafter wird der Abend mit David Safier am 24. September in der Hauptkirche St. Katharinen. Sein sehr persönliches Buch „Solange wir leben“ greift die Geschichte seiner Eltern auf.
Abermals vergeben wird in diesem Jahr der Debütpreis, ehemals Klaus-Michael-Kühne-Preis. Er wurde 2022 kurzfristig umbenannt, nachdem zwei nominierte Autor:innen aus dem Wettbewerb abgesprungen waren. Sie bemängelten den Umgang des Logistik-Unternehmens Kühne + Nagel mit der NS-Vergangenheit, sie sei nicht hinreichend aufgearbeitet worden. Nun hat sich das Ehepaar Kühne vom Harbour Front Literaturfestival komplett zurückgezogen. Für den Debütpreis gibt es somit keine Stifter:innen mehr, er wird aus dem Festivaletat finanziert. Das Tüddelband für Kinderbuchkünstler:innen wird nach dem Ausstieg der Kühnes als Sponsor:innen in diesem Jahr allerdings nicht verliehen. Ein Kinderprogramm gibt es trotzdem. Nicht verpassen sollte man Max Mutzkes Auftritt am 17. September im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. Der Sänger stellt sein erstes Kinderbuch „Komm mit ins Paradies der Träume“ vor und macht natürlich auch Musik. Dagmar Leischow
Info
Das Harbour Front Literaturfestival findet vom 14. September bis zum 28. Oktober rund um den Hafen statt. Karten und weitere Informationen finden Sie unter www.harbourfront-hamburg.com