HCZ-Gespräch. CEO Jens Meier von der Hamburg Port Authority (HPA), und Präsident der Welthafenvereinigung IAPH, über das Cruise Center HafenCity, den neuen Firmensitz am Strandkai und attraktives Employer-Branding
Hanseatisches Understatement kann zu Missverständnissen führen. So wird Jens Meier, seit 16 Jahren CEO der Hamburg Port Authority (HPA), die für die Stadt Hamburg alle Hafenangelegenheiten und -Grundstücke managt, gerne mal unterschätzt. Weil er eher still ist und keine Schlagzeilensehnsucht hat. Dass er Hamburgs Hafen beim Thema Nachhaltigkeit und vielfältige alternative Antriebsstoffe für die Schifffahrt, etwa grüner Wasserstoff, weltweit führend angegangen ist, erkennen die Reeder dieser Welt an. Auch um grüne Häfen 2.0 international auf den Weg zu bringen, ist er zum Präsidenten der Welthafenorganisation IAPH gewählt worden.
Foto oben: HPA-CEO Jens Meier: „Und, das darf man nicht unterschätzen, diese hellen modernen Arbeitswelten am Wasser am Strandkai bringen eben auch eine hohe Arbeitgeberattraktivität mit sich. Das ist also auch eine Investition ins sogenannte Employer-Branding.“ © Catrin-Anja Eichinger
Herr Meier, in den kommenden zwei Jahren beschert die HPA der HafenCity zwei Highlights: In 2026 der Umzug der HPA-Hauptverwaltung aus der Speicherstadt in das heutige New-Work-Gebäude am Strandkai und mit ihrer Kreuzfahrttochter Cruise Gate Hamburg (CGH) eröffnen Sie in 2025 am Chicagokai des Überseequartiers das neue Cruise Center HafenCity. Was eröffnet eher, Cruiseterminal oder Westfield-Center? Ich hoffe doch sehr, dass es das Westfield Hamburg-Überseequartier sein wird, und das kann auch nicht anders sein, weil das alles integrierte Prozesse sind. Die Kreuzfahrtgäste müssen in das Überseequartier gehen können, die Verkehrssteuerung muss funktionieren und die Tiefgaragennutzung für die Anlieferverkehre nutzbar sein. Oder denken Sie an unsere nachhaltige Landstromanlage für das Cruise Center HafenCity im neuen Hauptsitz der HafenCity Hamburg GmbH, HCH: Es wäre doch wenig schön, wenn das Überseequartier sich hübsch gemacht und eröffnet hat und wir dann wegen unterirdischer technischer Verbindungen von der Landstromanlage zum Cruiseterminal die öffentlichen Flächen wieder zur Baustelle machen würden. Nein, wir sind mit Westfield wie der zuständigen HafenCity Hamburg GmbH im engen Austausch und bester Hoffnung, dass das alles gelingen wird.
Wenn man mal von Corona-Verzögerungen absieht, ist die HPA mit dem neuen HafenCity-Terminal weitgehend im Zeitplan. Dies schaffen nur wenige Bauherren. Was macht die HPA besser als andere? Im Vergleich mit anderen sind wir als HPA immer zurückhaltend. Aber ja, wir sind ständig dabei, in unserem Haus die Prozesse zu optimieren, und ein Aspekt scheint mir wesentlich zu sein: Alle sind bei der HPA und der CGH mit Begeisterung dabei, den neuen Cruise Center HafenCity 2025 in Betrieb zu nehmen. Das wird ein entscheidender Schritt für den Kreuzfahrtstandort Hamburg sein.
Warum? Weil es das erstens als City-Terminal mit direkter fußläufiger Lage fürs Überseequartier, die Innenstadt und die HafenCity so bisher nicht gibt. Das ist kein Kreuzfahrtterminal, den die Gäste nur als Start- und Zielpunkt ansteuern, sondern sie besuchen Hamburg und werden während des Schiffsaufenthalts sowie vor und nachher als Touristen Hamburg und seine Hotel-, Kultur- und Freizeitangebote nutzen. Das wird neu und erstmalig so sein. Und zweitens entwickelt sich das Kreuzfahrtbusiness auch rasant weiter. Beim Ein- und Auschecken sowie dem Ticketing sind die Prozesse smart und digitaler geworden, und damit wollen wir im Cruise Center HafenCity auf dem neuesten technischen Stand sein. Nicht nur fürs Bauen, sondern auch dafür muss man regelmäßig seine Planungen und Budgets anpassen. Insofern haben wir gerne jede Menge Herzblut in das Projekt des Überseequartier-Kreuzfahrtterminals gesteckt. Wir alle bei der HPA und der CGH fiebern der Eröffnung entgegen.
Das Westfield Hamburg-Überseequartier will im späten 1. Quartal eröffnen. Wann wollen Sie starten? Wir planen die Eröffnung zum Saisonbeginn im Sommer 2025 und werden es aber sicher früher technisch in Betrieb nehmen, damit zur Eröffnung alles reibungslos laufen kann.
Warum eröffnen Sie das Cruise Center HafenCity überhaupt? Reichen die Terminals Altona und Steinwerder mit knapp 300 Kreuzfahrtanläufen für über eine Million Passagiere nicht aus? Nein. Wir haben 2023 über 1,2 Millionen Kreuzfahrtgäste in Hamburg empfangen und mussten leider deutlich über 20 Prozent der Anfragen zu Kreuzfahrt-Schiffsanläu-fen absagen, weil wir in Hamburg voll belegt waren. Und wenn Sie sich die Orderbücher der Kreuzfahrtreedereien anschauen: Es wächst und wächst. Das Kreuzfahrtbusiness ist eine Boombranche, die inzwischen schon wieder über den Buchungszahlen vor Corona liegt. Auch deshalb denken wir auch über eine Erweiterung in Steinwerder nach, weil einfach die Nachfrage stetig steigt.
Das Cruise Center HafenCity wird zwei Liegeplätze für Schiffe mit je 345 und 230 Meter Länge haben und kann bis zu 1.800 Passagiere abfertigen. Kann das auf der relativ kompakten Fläche mit dem Überseequartier funktionieren? Damit das funktioniert, starten wir nie ohne Probebetrieb. Wir wollen eben nicht, dass sich Warteschlangen für den Check-in zum Beispiel im Überseequartier bilden. Das wird funktionieren, weil wir die Prozesse dazu vorher simulieren und testen. Das gehört für uns als HPA auch zu einer guten Nachbarschaft dazu. Die Besucherinnen und Besucher des Überseequartiers wie auch die Kreuzfahrtgäste sollen ein Wohlfühlerlebnis bekommen. Und deshalb wollen wir alle dort gut harmonieren und die unterschiedlichen Prozesse aufeinander abstimmen.
Apropos HafenCity. Sie sind durch 16 Jahre HPA-Chef ja ein Kind der Speicherstadt. Was fasziniert Sie persönlich am jüngsten Stadtteil Hamburgs? Die Integration von Wohnen und Arbeiten am Wasser hat eine große Faszination, vor allem für mich, wenn man für den Hafen verantwortlich ist. Wir haben das in den Baustellenbesichtigungen unseres neuen Kreuzfahrtstandorts schon erlebt wie auch bei den Besichtigungen unseres neuen HPA-Bürogebäudes am Strandkai: Wir haben in den Gesichtern unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Vorfreude wahrgenommen, dass wir in die HafenCity, in die direkte Nachbarschaft zum Kreuzfahrtterminal, in unseren wunderschönen neuen Firmensitz direkt an der Elbe ziehen.
Also Schluss mit Welterbe-Backstein und jetzt Fensteraussicht auf Elbe und Hafen mit Ihrem neuen Hauptsitz am Strandkai 1? Um ehrlich zu sein, ist immer ein lachendes und ein weinendes Auge dabei. Wir haben die Zeit in der Speicherstadt genossen, und sie hat gerade als Weltkulturerbe mit Hamburger Backsteintradition eine große Faszination. Als Unternehmen muss man jedoch bei Zukunfts- und Investitionsentscheidungen auch abwägen: Hier in der Speicherstadt sind wir Mieter, am Strandkai sind wir Eigentümer und haben alles selbst in der Hand. Die moderne Arbeitswelt mit dem vielen Licht in unserem neuen Gebäude strahlt schon viel positive Energie aus. Und, das darf man nicht unterschätzen, diese hellen modernen Arbeitswelten am Wasser am Strandkai bringen eben auch eine hohe Arbeitgeberattraktivität mit sich. Das ist also auch eine Investition ins sogenannte Employer-Branding. Und die Infrastruktur in diesem neuen Stadtteil ist, unabhängig von unserer eigenen HPA-Kantine, mittlerweile auch gut entwickelt. In der HafenCity findet man izwischen fast alles. Und nicht zu vergessen: Das Highlight ist der U4-Anschluss im Überseequartier vor unserer Haustür für alle, die nicht mit dem Pkw zu uns, zur HPA oder zum Kreuzfahrtterminal kommen wollen. Wir freuen uns auf den neuen und innovativen Stadtteil HafenCity.
VITA Jens Meier: ist seit 16 Jahren CEO der Hamburg Port Authority (HPA), und seit Ende November 2023 ist der 58-Jährige auch Präsident der International Association of Ports and Harbors (IAPH), einer globalen Allianz von Häfen mit rund 180 Häfen und 148 hafenbezogenen Unternehmen in 84 Ländern. Schwerpunktthemen für den „Welthafenmeister“ Jens Meier und die IAPH sind „Klima und Energie“ sowie „Datenkollaboration“ und „Risiken und Resilienz“.
Nach dem Studium der Informatik mit dem Ergänzungsfach Wirtschaftswissenschaften begann er seine berufliche Laufbahn bei der Software Design & Management AG (Ernst & Young Gruppe), wo er seit 1997 als Mitglied der Geschäftsleitung für die Niederlassungen Hamburg und Hannover verantwortlich war. Im Jahr 2000 wurde er Bereichsvorstand der Systematics AG (später EDS). Seit Juli 2002 war Jens Meier Geschäftsführer der tts Holding GmbH & Co. KG. Mit dem Verkauf der tts-Gruppe an die Fiege-Gruppe wurde er in den Vorstand der Fiege Holding Stiftung & Co. KG, Greven, berufen.
Im April 2008 trat der heutige Hafenmanager sein CEO-Amt bei der HPA an. Jens Meier ist verheiratet, hat drei Kinder (19, 24 und 27 Jahre) und lebt in Hamburgs Süden.
Was meint Employer-Branding genau? Wir wollen als Arbeitgeber unsere Attraktivität für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeier mit modernen Arbeitsplätzen unterstreichen. Im Profi-Fußball geht es ja auch nicht, dass der Rasen nicht richtig gemäht ist, die Schuhe nicht geputzt sind und das Trikot zu eng sitzt. Alles soll zeitgemäß und für die Tätigkeit gut ausgestattet sein. Und so ist es auch unsere Aufgabe als HPA-Managerinnen und -Manager, eine Büroumgebung zu schaffen, die möglichst optimale Arbeitsbedingungen für exzellente Leistungen bereithält. Das wollen wir mit Employer-Branding erreichen. Der Druck entsteht nicht zuletzt am Markt auch durch den demografischen Wandel. Die heutigen und die künftigen Beschäftigten wollen und sollen Spaß an der Arbeit haben und sagen: „Mensch, ein toller Arbeitsplatz hier am Hafen und in einer modernen Büroumgebung.“
Ein Arbeitsplatz mit Sex-Appeal? Wenn Sie so wollen, in jedem Fall soll er innovativ und attraktiv sein und wenn schon der Arbeitsplatz an sich eine gewisse Coolness hat, kann das nicht falsch sein.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der HafenCity? Am liebsten, das ist keine Überraschung, halte ich mich am Wasser auf. Beruflich öfter am Anleger Elbphilharmonie, weil ich die Barkassen oder Schiffe unserer HPA-Flotte nutze, zum Beispiel wenn wir ausländische Delegationen empfangen. Persönlich brauche ich viel frische Luft, einen Kaffee to go beim Spazierengehen und nutze dann die Promenaden oder Plätze der HafenCity.
Das temporäre Cruiseterminal auf dem Baakenhöft wird weichen, und von dort soll künftig eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke auf den Grasbrook führen. Wie finden Sie das als Hafenmanager? Wir haben immer deutlich gemacht, dass solche Brücken zwar einfach zu zeichnen und bei entsprechendem Kleingeld auch relativ einfach gebaut werden könnten. Aber als Hamburg müssen wir immer wieder die Funktionsfähigkeit des Hafens im Blick haben. Und eine solche Brücke über die Norderelbe von der HafenCity auf den Grasbrook könnte die Nutzung für die Auflieger-Schiffe an den Duckdalben verhindern und den Binnenverkehr schwer beeinträchtigen. Aktuell ist das für uns kein Thema, aber dafür müssten Lösungen gefunden werden, die die Funktionsfähigkeit des Hafens sicherstellen. Wir sind beweglich und in unserer HPA-DNA ist durchaus angelegt, Dinge konstruktiv und lösungsorientiert anzugehen. Nur eins ist unverrückbar: Der Hafen ist das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt Hamburg, und wir als HPA haben unter anderen mit dafür zu sorgen, dass nicht nur attraktive Wohnungen, sondern vor allem auch attraktive Arbeitsplätze neu entstehen. Und: Das ist kein reines Hamburg-Thema. Wir sind der wichtigste und größte Seehafen Deutschlands – und der muss gesichert sein und weiterwachsen können!
Ich finde ihn besonders schön am Abend, wenn die Lichter des Hafens und der Schiffe leuchten. Für uns gehört zum Handwerk des Hafenmanagements auch, dass unsere sogenannte Social License to Operate immer wieder erneuert werden muss, dass man den Hafen wirklich im Herzen behält, ihn toll findet. Und dass wir andererseits immer wieder darauf hinwirken und hinweisen müssen, dass im Hafen die wichtigste Wertschöpfung Hamburgs stattfindet.
»Wenn heute die TUI mit ihrer „Mein Schiff 7“, das Methanol-Ready ist, von uns als HPA verlangt, das anzubieten, können wir liefern. Wir sind auf grüne Methanol-Bebunkerung vorbereitet. Wir müssen uns, was die Nachhaltigkeit angeht, im Hamburger Hafen nicht verstecken!«
Jens Meier, CEO HPA
Sie sind Fan der sogenannten Dekarbonisierung des Hafens, möchten der Schifffahrt generell, als HPA-Chef und als Präsident der Welthafenorgnisation IAPH, ein grünes Image verpassen. Reicht die Produktion von grünem Wasserstoff für die Hafen-2.0-Zukunft? Nicht allein – und man muss immer in Dekaden denken. Mit den großen Landstromanlagen für die Kreuzfahrtterminals hat es begonnen, und das bauen wir aktuell für die großen Containerterminals aus. Das wird 2030 abgeschlossen sein. Dann haben wir die Nutzung ermöglicht und das werden wir für die Liegezeiten künftig aktiver einfordern und bringen so die Dekarbonisierung während der Schiffsliegezeiten voran. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit unterschiedlichsten Betriebsstoffen. Was früher fossiler Diesel war, wird künftig umgestellt auf grünes Methanol oder auch Bio-LNG, auch vollkommen aus Pflanzenresten hergestellte Betriebsstoffe werden diskutiert und erprobt. Auch durch uns als HPA. Und in meiner Funktion als IAPH-Präsident baue ich die internationalen Hafen-Netzwerke aus, um uns weltweit in den Häfen nachhaltiger aufzustellen. Wenn heute die TUI mit ihrem „Mein Schiff 7“, das Methanol-Ready ist, von uns als HPA verlangt, das anzubieten, können wir liefern. Wir sind auf grüne Methanol-Bebunkerung vorbereitet. Wir müssen uns, was die Nachhaltigkeit angeht, im Hamburger Hafen nicht verstecken!
Sie sind Motorradfan. Was unterscheidet die Biker- von der Kreuzfahrtkultur? Mit meinem Motorrad bin ich eher in bergigen Gegenden unterwegs und bin immer wieder begeistert, mit dem Motorrad beeindruckende Natur zu erleben, während ich hier in Hamburg fast täglich Wasser erlebe. Ich kann bei beidem unheimlich gut abschalten. Ich war vor kurzem im Bayerischen Wald unterwegs und habe mir dort Gegenden angeschaut, wo man einfach irgendwo, wo es Spaß bringt, mal anhält und absteigt. Das sind eben nicht die vorgefertigten Häfen und Routen, sondern man kann sehr spontan seine Strecke ändern. Man bleibt in einem Gasthof oder irgendeiner Location, die einem gefällt, und genießt den Augenblick. Das ist der Unterschied. Das Gespräch führte Wolfgang Timpe
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